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Tunesien (Juni 2006)

Scirocco und Stuhlnotstand

Strecke:

Streckenübersicht - zum Download als gif. bitte klicken!
12 Etappen:

  • Seefeld - Genua

  • Tunis - Kairouan

  • Kairouan - Kerkennah-Inseln

  • Kerkennah-Inseln - Matmata

  • Matmata - Tozeur

  • Tozeur - Sbeitla

  • Sbeitla - Soussa

  • Soussa - Hamamet

  • Hamamet - Tunis

  • Genua - Seefeld

Besonderheiten:

Tunis
Die Hauptstadt Tunesiens zeugt noch heute von den einst (zumindest aus Sicht der einen) glanzvollen Kolonialzeit.
Untergekommen sind wir im "Maison Doré", einem schon etwas abgewohnten, aber dennoch sehr empfehlenswerten Stadthotel.
Geldwechseln funktioniert am Besten in den großen Hotels, wie dem "Hotel Africa" im Zentrum.
Für uns war sehr interessant, zu beobachten, dass der tunesische Großstädter, der was auf sich hält nicht arabisch spricht, sondern französich. Das mag vielleicht ein ähnlicher Mechanismus sein, wie bei der Münchner Schickeria, die ja auch baierisch weder sprechen, noch verstehen...
Nunja, drei Tage reichen vollkommen aus, besonders, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist, und eigentlich gar nicht in der Stadt bleiben will.
Vorbei an den Überresten eines römischen Aquäducts begeben wir usn auf die Landstraße nach ...

Kairouan
Sieben Wallfahrten nach Kairouan seien so viel wert wie eine nach Mekka, so sagt man.
Kairouan ist eine nette kleine Stadt, die mit ihrer Moschee das vierthöchste Heiligtum der muslimischen Welt beherbergt.

Kerkennah-Inseln
Ein von anderen Touristen als "Geheimtipp" beworbenes Fleckchen Erde sind die Kerkennah-Inseln - ca. 1,5 Stunden Fährstrecke von Sfax gen Osten. Uns hat der Ort nicht so vom Hocker gehauen - Zwischen wild wuchernden Betonruinen siechen absterbende Palmen vor sich hin und der angebliche Fischereihafen mutete eher wie ein Geheimcontainerumladeplatz einer Mafiabruderschaft an.
Fazit: Kann man sich sparen!

Matmata
Nachdem wir bei Gabes die küstenparallele Straße verlassen haben und rechtwinklig nach Westen ins Landesinnere vorgedrungen sind, war nach wenigen Kilometern klar: Jetzt wird's knusprig!
Ab diesem Punkt der Reise verwandelte sich die 30°C warme, dampfige Küstenregion schlagartig in eine staubtrockene Gegend mit gefühlten 40°C im Schatten. Nur gibt es dort kaum noch Schatten...
Man erklimmt innerhalb der nächsten Stunde ein Hochplateau, welches eine atemberaubende Aussicht über die Tiefebene bietet. Vollkommen klar - wenn ich damals zu entscheiden gehabt hätte, hätte ich den "Krieg der Sterne" auch in dieser Region aufgenommen...
Vorbei am klienen Örtchen Toujane, welches aussieht, als wäre es nur für die Touri-Busse erbaut worden, geht es steil die relativ gut asphaltierte Straße bergan, bis man etliche Höhenmeter später Matmata erreicht.
Hier lernt man, was Trockenheit bedeutet und wie die Leute dort damit umgehen. Eigentlich hätten wir erwartet, hier mitten in der Geröllwüste einen atemberaubenden Sternenhimmel vorzufinden, aber die Bewässerung der Oasen scheint so viel Luftfeuchtigkeit zu erzeugen, dass der Himmerl diesiger wirkt, als an einem lauen Sommerabend zuhause in Deutschland.

Chott-el-Djereid
Weiter gehts nun wieder bergab durch immer trockener werdende Geröllwüste durch die Ortschaft Douz, der letzten ernst zu nehmenden Siedlung vor dem berüchtigten Chott-el-Djereid.
Der Chott ist eine ca. 60 mal 120 Kilometer messende Salzpfanne. Hier enden Flüsse aus dem Gebrige im Norden, das Wasser verdunstet und die Mineralien bleiben zurück. Früher war die Überquerung des Chott noch mit Gefahr für Leib und leben verbunden, da sich unter der ungleichmäßig dicken, tragenden Salzschicht bodenloser Schlamm auftut, der - Sagen zufolge - schon 1000köpfige Karawanen verschlungen haben soll.
Heute überfährt man diese Salzpfanne auf einem Damm, zu dessen Seiten sich schier bis zum Horizont reichende weiße Flächen auftun, die unsereins sofort an Schnee denken lassen.
Die Lufttemperatur betrug gefühlte 50°C, die Motoröltemperatur nie unter 120°C.
nach ca. 80 Kilometer ist der Spuk vorbei und es begrüßt die Oasenstadt Tozeur die müden Abenteurer...

Tozeur
Hier kann man noch das Glücksgefühl erahnen, das einst die Karawanen befiehl, als sie endlich nach langen Tagen die ersehnte Oasenstadt erreichten: Diese lebendige kleine Stadt wirkt nahezu unverbraucht durch Touribusse und seine alten Gebäude lassen sich wenig von den paar Spannbeton-Bausünden der Neuzeit beeindrucken...
Bemerkenswert ist die Bauweise aus getrockneten Lehmziegeln, welche nicht wie bei uns mit den Stirnseiten Bündig eine glatte Wand bilden, sondern schachbrettmusterartig abwechselnd vor- und zurückversetzt übereinander gelegt werden. HIntergrund ist, dass dadurch mehr Schatten auf die Wände gezeichnet wird - Die Wand steht sozusagen in ihrem eigenen Schattenn und kühlt sich selbst.
Man kann sich ruhigen Gewissens einem Kutschenfahrer anvertrauen und sich von seinem Sachverstand und seinen beeindruckend breiten Sprachspektrum die Oasenwirtschaft erläutern lassen! Absolut empfehlenswert!

Sbeitla
Eigentlich wollten wir ja nicht 350 Kilometer von Tozeur aus an einem Stück zurücklegen, aber die grauenvoll verindustrialisierte Stadt Gafsa lud nicht wiklich zum bleiben ein. Dafür kamen wir dann einige Stunden Scirocco-Gegenwinds später in Sbeitla an. Die Stadt hat ihren Namen vom römischen Supetula, welches immernoch mit seinen Ruinen allgegenwärtig ist. Wie schon angedeutet, waren wir in dieser Stadt nicht mehr zu besonderen Spaziergängen aufgelegt, wenn man 200 Kilometer einen warmen Föhn ins Gesicht geblasen bekommt, vergeht jeglicher Sinn für dieschönen Künste und der Erfinder der Klimaanlage wird ins Nachtgebet eingeschlossen...
Das Hotel "Supetula" - auf der grünen Wiese direkt neben den Ruinen erbaut - ist zwar für dortige Verhältnisse mit ca. 60 Euro / DZ schier unbezahlbar, kann aber uneingeschränkt empfohlen werden!

Soussa
Quirlige Hafenstadt mit beschaulicher Medina. Es lohnt sich, bei Zimmerübergabe mal unter die Bettdecke zu gucken - mehrfachbenutzung durch verschiedene Gäste kann vorkommen...

Hamamet
Ultra-touristisch, aber ein Strandspaziergang lohnt allemal!


Statistische Daten:

Finanzielles:
* Kosten pro Mahlzeit rund 5,- Euro p.P. DZ mit Dusche idR zwischen 15,- und 30,- Euro.
* Kosten gesamt für 2 Personen: rd. 2100,- EUR incl. Anreise.

Motorräder:
* BMW F650GS: 3,3-3,7 l/100km, Reichweite: 400km incl. Reserve.
* BMW R80GS (1043ccm): 5,9-6,6 l/100km, Reichweite: 380km incl. Reserve. Jeweils bei dezenter Fahrweise.
* Gepäck: Topcase (F650) und zwei BMW-Koffer (GS) sowie zwei Gepäckrollen mit jeweils ca 30l Inhalt genügten für alle Bedürfnisse incl. "anständigen" Klamotten zum Essengehen.
* Werkzeug: F650: Bordwerkzeug (reicht, weil Fzg. fast neu und weil viel Werkzeug in der GS) - GS: Inbus-, Gabel-/Ring-Satz, kleiner Ratschenkasten, ZK-Schlüssel, Fühlerlehren, Multimeter, Gas- u. Kupplungszug, sowie ein paar Schraubenzeiher wurden fast nicht gebraucht.
* Schäden: GS: Hallgeberkabel unter Kettenkastendeckel verklemmt - Wurde entdeckt, bevor es Kurze gab.